„Sex Education“ auf Netflix ist nicht nur eine Serie, die Tabus bricht, sondern auch eine, die das Herz berührt. Die Coming of Age-Serie hat insbesondere aufgrund ihrer offenen Herangehensweise an sexuelle Aufklärung für Aufsehen gesorgt. Herausragend ist sie aber deshalb, weil sie eine gelungene Verschmelzung von Humor und Tiefgründigkeit hinkriegt, die seinesgleichen sucht.
Seit drei Wochen läuft nun die neue und auch letzte Staffel von „Sex Education“ auf Netflix. Insgesamt hat es die Serie auf ganze 32 Folgen in insgesamt 4 Staffeln gebracht. Jede Episode dauert zwischen 45 und 55 Minuten und damit ist man, wenn man die komplette Serie anschauen möchte, schon mal ein paar Stunden beschäftigt. Aber so viel sei verraten – es zahlt sich aus. Ich persönlich finde die ersten drei Staffeln, um eine Spur besser als die 4. Staffel, aber dazu kommen wir später noch.
Übersicht

Worum geht es in „Sex Education“?
„Sex Education“ erzählt die Geschichte von Otis (gespielt von Asa Butterfield), einem schüchternen Highschool-Schüler, der fast zufällig zum Sexualtherapeuten seiner oft hormongesteuerten Mitschüler wird. Gemeinsam mit der intelligenten und geschäftstüchtigen Maeve (gespielt von Emma Mackey) eröffnet Otis eine Sextherapie-Klinik in seiner Schule, der Moordale Secondary School. Otis hat zwar eigene Probleme mit dem Erwachen seiner Sexualität. Er hat jedoch aufgrund seiner Mutter Jean (gespielt von Gillian Anderson) – einer Sexual- und Beziehungstherapeutin – ein umfassendes Wissen in Bezug auf Sexualität und kann so seinen Mitschülern fundierte Ratschläge zu ihren Beziehungsproblemen und sexuellen Ängsten geben. Der sonst eher zurückhaltende Otis blüht in seiner Funktion als Sex-Guru auf und überwindet dabei auch seine eigenen Hürden. Ihm zur Seite, und dabei auch die schillerndste Figur der Serie, steht Eric – Otis‘ bester Freund (gespielt von Ncuti Gatwa). Seine bunte Garderobe schreit förmlich: „Hier bin ich. Und ich bin gut so, wie ich bin.“ Diese Einstellung ist eigentlich der Grundtenor der ganzen Serie und für viele Heranwachsende vielleicht auch mal gut, auf dem Bildschirm verewigt zu sehen.
In Staffel 2 geht die Geschichte um Otis und seine Freunde weiter. Diverse Beziehungen werden erkundet – sowohl zwischen Eltern und Kindern als auch zwischen neuen Liebschaften. Eine wichtige Botschaft in dieser Staffel wird bei dem Handlungsstrang rund um Otis’ und Erics Mitschülerin Aimee (gespielt von Aimee Lou Wood) vermittelt. Dabei werden die Auswirkungen eines Vorfalles von sexueller Belästigung im Bus auf Aimee aufgezeigt. Die so wichtige und herzergreifende Solidarität der anderen Mädchen ist mit Sicherheit eine der bedeutendsten Szenen der ganzen Serie.
Eine neue Schuldirektorin wirbelt das Leben der Moordale-Schüler in der dritten Staffel ordentlich auf. Aber klein beigeben kommt für die Jugendlichen nicht in Frage und die „Sex-Schule“ lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Währenddessen versuchen Otis und Maeve sich ihrer Gefühle füreinander klar zu werden.
Die letzte Staffel von „Sex Education“ spielt vorwiegend an einer neuen Schule – nämlich der Cavendish Academy und bringt damit auch zahlreiche neue Charaktere in Form von neuen Mitschülern. Und das ist auch, meiner Meinung nach, ein bisschen das Problem dieser Staffel. Durch die vielen neuen Figuren und dem Versuch alle wichtigen Themen, die noch nicht behandelt wurden, in diese eine Staffel reinzupacken, wirken die Geschichten nicht ganz ausgegoren und eher nur angeschnitten.
Was passiert nun in der vierten Staffel? Otis beschließt auch in der neuen Schule seine Sextherapie-Klinik weiterzuführen. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass es in der Schule schon eine etablierte Sex-Therapeutin gibt. Er ist daher zum ersten Mal harter Konkurrenz ausgesetzt. Sarah, genannt „O“, hat einen eigenen YouTube-Channel und ist auch sonst cooler und souveräner als Otis. Währenddessen kämpft Eric in dieser Staffel damit seine Homosexualität mit seiner Religion zu vereinbaren.

Was ist so gut an „Sex Education“?
Offene Herangehensweise an Sex und Aufklärung
Die Serie behandelt sexuelle Themen auf eine offene, ehrliche und humorvolle Weise. „Sex Education“ ist für Jugendliche ab 16 Jahren empfohlen. Und meiner Meinung nach sollte die Serie fast zum Schulfernsehen werden. Sie bietet nicht nur Informationen über sexuelle Gesundheit und Aufklärung, sondern macht es auch einfach, über diese oft tabuisierten Themen zu sprechen. Die Serie nimmt sich Zeit, um eine Vielzahl von sexuellen Orientierungen und Geschlechtern zu repräsentieren.
Witz und Charme
„Sex Education“ ist charmant und witzig, und die cleveren Dialoge und humorvollen Szenen machen die Serie für jedes Alter äußerst unterhaltsam. Die Serie nutzt darüber hinaus geschickt peinliche Situationen und Missgeschicke, um lustige Momente zu schaffen. Die Charaktere finden sich oft in unangenehmen oder unerwarteten Situationen wieder, die für die Figuren zu ausgewachsenen Krisen werden. Und uns, als Zuschauer, macht es großen Spaß ihnen beim Bewältigen dieser „Zwickmühlen“ zuzusehen.
Gillian Anderson und der Rest der Besetzung
In den 90er Jahren war ich ein riesiger Akte-X-Fan. Und seit dieser Zeit bin ich eine große Bewunderin von Gillian Anderson. Agent Scully war, sicher nicht nur für mich, eine treue Wegbegleiterin auf dem Weg zum Erwachsenwerden. In „Sex Education“, als Otis‘ Mutter Jean, darf Gillian Anderson auch mal ihr komödiantisches Talent auspacken und so die strengen und rationalen Charaktere, für die sie bekannt ist, hinter sich lassen.

Meine Lieblingsfiguren von „Sex Education“ sind Eric und Aimee. Die ganz hervorragend von Ncuti Gatwa sowie Aimee Lou Wood dargestellt werden. Insgesamt finde ich die gesamte Besetzung sehr gelungen und es wächst einem jede Figur im Laufe der Serie ans Herz. Übrigens spielen gleich drei Schauspieler der Serie im neuen Barbie-Film mit. Nämlich: Emma Mackey (Maeve) spielt eine der Barbies, Ncuti Gatwa (Eric) schlüpft in die Rolle einer der Kens und Connor Swindells (Adam – der anfängliche Bully der Schule) verkörpert Aaron Dinkens, den Lakai von Mattel-CEO Will Ferrell.
Die Drehorte
“Sex Education“ wurde vorwiegend in Wales gedreht. An wirklich wunderschönen Orten oder eindrucksvollen Gebäuden. Hier eine Seite mit einer genauen Beschreibung: https://www.visitwales.com/de/inspirieren-sie-mich/virtuell/sex-education-drehorte-wales.
Am meisten beeindruckt hat mich jedoch das Haus in dem Otis mit seiner Mutter lebt. Dieses steht in der Realität in England (jedoch knapp an der Grenze zu Wales). Witzigerweise steht das Haus gerade zum Verkauf. Also wer mal rund 1,8 Mio. Euro locker machen kann, darf das Haus sein Eigen nennen. Ich kann mir aber vorstellen, dass aufgrund der Beliebtheit der Serie, zurzeit eher kein ruhiges, idyllisch Landleben dort möglich ist.

Fazit
„Sex Education“ hat es geschafft, das Genre der Teenager-Serie auf eine neue Ebene zu heben, indem sie sensible und wichtige Themen wie sexuelle Aufklärung, Identität und Selbstakzeptanz aufgreift. Mit einer Mischung aus Charme und intelligentem Humor bietet sie eine breite Palette von humorvollen Momenten, die uns Zuschauer zum Lachen bringen. Mit Herz und Gefühl schafft sie mitreißende Geschichten, rund um die Schüler von Moordale, die uns ins Teenageralter zurück katapultiert.



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